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31. März 2025

Ein ganzheitlicher EUDR-Ansatz: Wirksame Umsetzung erfordert Einblicke in die Realität am Ursprung—Eindrücke von unserer Reise nach Kolumbien

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Zwischen der Analyse von Compliance am Schreibtisch und einem direkten Verständnis der Gegebenheiten am Ursprung liegt ein entscheidender Unterschied. Um einen effizienten und verlässlichen Prozess für die EUDR-Umsetzung zu schaffen, müssen die regulatorischen Anforderungen europäischer Importeure mit den realen Bedingungen am Ursprung—dort, wo die Rohstoffe angebaut werden—in Einklang gebracht werden. Doch wie lässt sich das in der Praxis konkret umsetzen?

Um dieser Frage nachzugehen, reiste unsere Partnerships Managerin Nina kürzlich nach Kolumbien. Dort begleitete sie Kaffeeproduzenten im Arbeitsalltag und erhielt direkte Einblicke in die Herausforderungen, die beim Monitoring von Entwaldung und der Umsetzung von Risikominderungsmaßnahmen entstehen.

Vor-Ort-Bewertung der Risikoanalyse auf den Kaffeeplantagen von Cumbres in Antioquia, Kolumbien

Während europäische Importeure zur Überprüfung der EUDR-Konformität auf satellitengestützte Risikoanalysen zurückgreifen, bleiben lokale Produzenten häufig im Ungewissen. Oft ist unklar, wie genau diese Analysen ihre Betriebe betreffen und welche konkreten Schritte sie ergreifen können, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat unser Partner Cumbres—ein innovativer Anbieter von Spezialitätenkaffee aus Kolumbien—eine proaktive Haltung eingenommen. Ziel war es, die Anforderungen der EUDR nicht nur besser zu verstehen, sondern sicherzustellen, dass entsprechende Maßnahmen auch für die Produzenten vor Ort praktikabel und umsetzbar sind.

Gemeinsam mit dem Agraringenieur Sergio und dem Marketingkoordinator Daniel von Cumbres verbrachte unsere Kollegin Nina mehrere Tage auf den Kaffeeplantagen des Unternehmens in Antioquia—einer Region, die sowohl lang etablierte Spezialitätenkaffee-Farmen als auch neu angelegte Anbauflächen umfasst.

Mit Karten, Drohnen und Kameras ausgestattet, begaben sie sich direkt in die Felder, um gezielt die Parzellen zu inspizieren, die in der Satellitenanalyse als potenzielle Risikoflächen gekennzeichnet worden waren. Auf diese Weise konnten sie die Datenlage überprüfen, ein tieferes Verständnis für die lokalen Gegebenheiten entwickeln und Maßnahmen zur Risikominderung erarbeiten, die sich an den tatsächlichen Bedingungen vor Ort orientieren.

Bild von Nina Sergio and Daniel

„Vor Ort in Kolumbien habe ich erlebt, mit wie viel Engagement und Verantwortungsbewusstsein die Menschen am Ursprung dieser Lieferketten arbeiten. Compliance darf kein starrer Top-down-Prozess sein, der ausschließlich von europäischen Vorgaben bestimmt wird. Es muss in den Realitäten vor Ort verankert seinund die Produzenten befähigen, aktiv Teil der Lösung zu werden, anstatt sie nur als Adressaten von Vorschriften zu betrachten.

Ein wirksames und nachhaltiges System kann nur entstehen, wenn regulatorische Anforderungen eng mit den praktischen Gegebenheiten vor Ort abgestimmt und umgesetzt werden. So ermöglichen wir Unternehmen, entwaldungsfreie Rohstoffe zu beziehen, ohne unbeabsichtigt Lieferanten auszuschließen oder künstliche Engpässe in der Rohstoffversorgung zu verursachen.“

Nina Saskia Pachur, Partnerships Manager von Seedtrace

Compliance-Risiken gemeinsam reduzieren: Was europäische Einkäufer wissen sollten

Die Ergebnisse unserer Vor-Ort-Bewertungen zeigen deutlich: Compliance bedeutet mehr als das bloße Erfüllen regulatorischer Vorgaben. Entscheidend ist, dass die richtigen Daten nicht nur erhoben, sondern auch verstanden und wirksam genutzt werden. Satellitenanalysen sind dabei ein wertvolles Instrument, jedoch nicht frei von Fehlern. Ohne eine fundierte und nachvollziehbare Dokumentation besteht das Risiko, dass Lieferanten fälschlicherweise als nicht konform eingestuft werden—etwa aufgrund fehlerhafter oder irreführender Hinweise auf Entwaldung.

Hier sind europäische Einkäufer besonders gefragt: Sie spielen eine entscheidende Rolle dabei, ihre Lieferanten insbesondere beim Aufbau klar strukturierter Prozesse zur Erfassung und Weitergabe relevanter Landnutzungsdaten zu unterstützen. Durch eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit lassen sich praktikable Dokumentationsprozesse in bestehende Abläufe integrieren. So wird Compliance nicht nur präziser, sondern auch effizienter.

Praxisnahe Maßnahmen für Lieferant:innen zur Sicherstellung der EUDR-Compliance

1. Landnutzungsänderungen proaktiv dokumentieren: Lieferanten sollten alle relevanten Veränderungen auf ihren Flächen systematisch erfassen, wie etwa das Entfernen von Schattenbäumen, die Verjüngung von Plantagen oder Anpassungen in Agroforstsystemen. Eine lückenlose Dokumentation schafft Transparenz und dient als Nachweis verantwortungsvoller Landbewirtschaftung.

2. Verifizierte Agrarflächen gezielt von der Satellitenanalyse ausnehmen: Flächen, die bereits im Jahr 2020 rechtlich als landwirtschaftlich klassifiziert wurden, können von weiteren Satellitenanalysen ausgeschlossen werden. Dafür sind sowohl aktuelle Satellitendaten als auch ergänzende Dokumente erforderlich. Gleichzeitig ist es essenziell, die umliegenden Waldgebiete weiterhin kontinuierlich zu überwachen, um illegale Entwaldung frühzeitig zu erkennen und ihr gezielt entgegenzuwirken.

3. Anbauflächen präzise abgrenzen: Die sorgfältige Abgrenzung von Farmflächen ist entscheidend, um Fehlklassifikationen zu vermeiden. Nicht landwirtschaftlich genutzte Areale wie Schutzzonen oder Wohnflächen sollten klar abgegrenzt und aus der Bewertung ausgenommen werden, damit sie nicht fälschlicherweise als Risiko eingestuft werden.

4. Grenzen KI-gestützter Risikoanalysen einordnen: KI-Modelle in Satellitenanalysen können wertvolle Hinweise auf mögliche Entwaldungsrisiken liefern, sind jedoch kein Ersatz für eine fundierte Gesamtbewertung. Fehlinterpretationen sind möglich und können zu ungerechtfertigten Risikoeinstufungen führen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten lässt sich wichtiges Kontextwissen einbinden und eine fundierte, faire und praxisnahe Bewertung ermöglichen.

Über Cumbres 

Cumbres ist ein Direct-Trade-Kaffeeproduzent aus den hochgelegenen Bergen Antioquias in Kolumbien. Mit über 100 Jahren Erfahrung und über vier Generationen Kaffeetradition verbindet das Unternehmen tief verwurzeltes Erbe mit einem klaren Bekenntnis zu nachhaltigen und innovativen Anbaumethoden. Cumbres steht für höchste Sorgfalt in der Nachernteverarbeitung und kompromisslose Qualitätsstandards. Das Ergebnis: charakterstarke, rückverfolgbarer Kaffee mit authentischem kolumbianischem Geschmacksprofil—geschätzt auf Märkten rund um die Welt. Derzeit hat Cumbres 22 Varietäten von Spezialitätenkaffee mit 1 Million Bäumen in Produktion. Damit sind sie nach eigenen Angaben der größte Produzent von Bourbon Chiroso in Kolumbien.

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